Schnittchen, Gürkchen, Heiterkeit – was lange Zeit einen eher spießigen Beigeschmack hatte, ist heute wieder voll im Trend. Das Abendbrot ist Treffpunkt Nummer eins in Familien, laut einer Studie von Nestlé nehmen sich rund 70 Prozent der Deutschen Zeit dafür. Im Vergleich: Beim Mittagessen sind es nur 50 Prozent. Ein Trend, der sich auf das Abendessen im Allgemeinen bezieht. Denn gerade in immer mehr Haushalten und Familien ist das Abendessen zur Hauptmahlzeit des Tages geworden, bei dem vor allem warmes Essen auf dem Tisch landet. Das klassische Abendbrot mit Brot und Aufschnitt wirkte lange Zeit wie ein Relikt aus alten Tagen. Doch der Gegentrend naht: Bereits seit einigen Jahren findet man in Kneipen und Restaurants in den urbanen Ballungsbgebieten auch Stullen und Abendbrot auf der Speisekarte. Und auch zu Hause hat das Abendbrot seit je her einen besonderen Platz im Herzen der Menschen. Die „Lust auf Stulle“ ist und bleibt ungebrochen.
Das etwas angestaubte Image des bunt gedeckten Tisches trifft in der heutigen Zeit auf einen sehr individualisierten Lebensstil und damit genau den Nerv der Gegenwart. Der Grund: Das Abendbrot ist eine simple Mahlzeit, die zeitlich immer passt und gleichzeitig besonders viel Raum für persönliche Vorlieben bietet. Auf der bunt gedeckten Tafel ist für jeden Geschmack das Passende dabei und verschiedene Geschmackskomponenten kommen auf einen Tisch. Das verbindet und bietet Raum für den kulinarischen Austausch. Während einer den Handkäse mit Gewürzgurken und Kümmel verspeist, isst ein anderer am gleichen Tisch lieber Humus mit Oliven.
„Ein Abendbrot ist eine Collage“, formuliert Jörg Wagner, der gemeinsam mit Ingke Winter zum Thema „Abendbrot“ forscht. Im Jahre 2009 erhielten sie für ihre Forschungsarbeit zum Thema ein Stipendium und brachen mit ihrem Wohnwagen zu Forschungsfahrten in ganz Deutschland auf. Sie verschenkten geschmierte Brote und ließen sich zum Abendbrot einladen. Dazu verteilten sie Umfragekarten und forderten Menschen dazu auf, Fotos von ihrem Abendessen einzusenden. So erhielten die beiden einen tiefen Einblick in die Seele der deutschen Esskultur. Das Ergebnis: Auch wenn die Konkurrenz groß ist, spielt Brot beim Abendbrot noch eine wichtige Rolle. Wie bei Wurst und Käse gibt es jedoch heute wesentlich mehr Sorten zur Auswahl. In ihren Statistiken belegen Mischbrote die vorderen Plätze, Weiß- und Roggenbrote scheinen am Abend weniger beliebt zu sein.
Woher kommt es aber, dass das Brot am Abend so beliebt ist? Dass es sogar den Namen für unsere abendliche Mahlzeit geprägt hat? Fest steht: Die Geschichte des Abendbrots ist nicht so lang, wie man vermuten würde – vielleicht auch deswegen ist sie kaum erforscht. Bewiesen ist, dass es noch bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich war, abends warm zu essen. Brot spielte bereits eine Rolle, war aber nur ein Bestandteil von vielen anderen Beilagen, wie zum Beispiel Pfannkuchen, Milchsuppe, Grütze oder Milchreis. Der Übergang zum kalten Abendessen vollzog sich, so vermuten Forscher heute, zwischen den Jahren 1920 und 1950. Dank aufkommender Kantinen konnten Arbeiter und Angestellte nun bereits mittags ein warmes Essen zu sich nehmen, gleichzeitig wurde mit voranschreitender Technisierung die körperliche Arbeit immer weiter zurückgeschraubt, sodass zwei große Mahlzeiten am Tag nicht mehr notwendig waren. Durch diese äußeren Umstände und die besonders deutsche Liebe zum Brot setzte sich in dieser Zeit das klassische Abendbrot durch.
Brot bietet die optimale Basis für eine Vielzahl an Belägen und Aromen – ob fruchtig, süß, würzig oder scharf. Das liegt an den ganz besonderen Geschmackskomponenten des Brotes. Es hat zwar einen starken Eigengeschmack, ist aber in der richtigen Kombination eher „Begleitinstrument“ als die erste Geige. Dass es für die optimale Geschmacksharmonie hingegen unerlässlich ist, steht natürlich außer Frage!
Wir haben einige Abendbrot-Kreationen für Sie zusammengestellt:
Weniger Alm-Feeling und dafür ganz viel Geschmack bietet die Kombination aus Ziegenfrischkäse und gekochter Rote Bete.
1
Rote Bete (gekocht und geschält)
etwas
Ziegenfrischkäse
eine Scheibe
Sonnenblumenkernbrot
ein paar
Walnusskerne
ein wenig
Honig (optional)
Schneiden Sie die Rote Bete in schmale Scheiben und bestreichen Sie das Sonnenblumenkernbrot mit Ziegenfrischkäse. Darauf drapieren Sie die Rote Beete und garnieren das Ganze mit einigen Walnüssen. Wer mag, träufelt nun noch etwas Honig darüber.
Süß und lecker: Mit Blaubeeren und feinem Frischkäse zaubern die Naschkatzen unter uns eine einfache und dennoch ungewöhnliche Stulle für den Abend.
100 g
Blaubeeren
etwas
Frischkäse
eine Scheibe
Roggenvollkornbrot
Bestreichen Sie das Brot nicht zu dick mit dem Frischkäse und belegen Sie diesen mit den Blaubeeren. Der leicht säuerliche Geschmack des Käses und die Süße der Beeren schaffen ein interessantes Geschmackserlebnis!
Scharf auf Eier? Mit nur wenigen Zutaten wird aus dem klassischen Eibrot ein feuriges Vergnügen.
mehrere Scheiben
Kochschinken
etwas
Meerrettich
ein
hartgekochtes Ei
Petersilie
eine Scheibe
Graubrot
Belegen Sie das Brot mit dem gekochten Schinken und bestreichen Sie diesen mit Meerrettich. Schneiden Sie das Ei in dünne Scheiben, drapieren Sie diese auf dem Schinken und garnieren Sie das Ganze mit etwas Petersilie.