Seit jeher verstehen Christen die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern als Vorbereitung für das höchste Fest im Kirchenjahr. Doch während die Fastenzeit ursprünglich der öffentlichen Buße diente, wurde sie mehr und mehr zu einer Zeit der persönlichen Beschränkung und Besinnung. Heute ist sie selbst für viele Nichtchristen Anlass, sich in Verzicht und Achtsamkeit zu üben, wobei sich dies längst nicht nur auf das Essen und Trinken beziehen muss.
Die mittelalterlichen Fastenregeln erlaubten nur eine Mahlzeit am Tag. Diese wurde meist am Abend eingenommen, der Verzehr von Fleisch, Milchprodukten, Eiern und Alkohol war verboten. Um die entsprechenden Vorräte an Eiern, Milch, Schmalz und Zucker nicht verderben zu lassen, kamen in den Fastnachtstagen vor der Fastenzeit die köstlichsten Gebäcke auf den Tisch, darunter Krapfen oder Waffeln.
In der Fastenzeit wurde die Kost dann sehr viel karger. Ein ganz traditionelles Gebäck dieser besonderen Zeit war die Brezel. Bei der mittelalterlichen Fastenbrezel handelte es sich üblicherweise um eine helle, besonders knusprige Brezel in regional unterschiedlicher Form, die vor dem Backen nicht in Lauge getaucht, sondern in Wasser „gesotten“ wurde. In manchen Gegenden (vor allem im Allgäu) war aber auch eine Brezel aus Hefeteig gebräuchlich.
An Palmsonntag – dem letzten Sonntag vor Ostern – wurde und wird der Brezel vielerorts noch immer eine ganz besondere Rolle zuteil. Die Palmstecken der Kinder, die zu den feierlichen Palmprozessionen als Erinnerung des Einzugs Jesu in Jerusalem getragen werden, sind in manchen Regionen auch mit Brezeln geschmückt. Üblich war und ist es mancherorts zudem, dass Taufpaten ihren Patenkindern am Palmsonntag besonders große Fastenbrezeln schenken.
Und so zeigt ein Bild des Malers Alfons Walde (1891-1958), das 1912 in Kitzbühel entstand und heute zur Sammlung des Museums Brot und Kunst in Ulm gehört, eine Mutter mit zwei Kindern, die gerade mit ihren Brezeln von der Palmprozession kommen. Die „Palmbretzen“ gehören zu einer ganzen Serie von sehenswerten Ölstudien, die der Maler Walde zu Kitzbüheler Motiven fertigte.
Fastenspeisen wurden aber schon früher in der Kunst zum Thema, wenn es um die Gegenüberstellung von Fastnacht und Fastenzeit bzw. um den Gegensatz zweier konträrer Lebensweisen ging. Der holländische Maler Pieter Bruegel d. Ä. (1526-1569) stellte in diesem Sinne „Die fette Küche“ und „Die magere Küche“ gegenüber. Der Gegensatz wird als Sinnbild von Arm und Reich gebraucht und dient zugleich als Beispiel für das Laster der Völlerei einerseits und die Tugend der Nächstenliebe andererseits. Der Arme bittet noch den Reichen zum kargen Mahl während die Reichen den Armen zur Tür hinausjagen.
Wie man an diesen Bildern sieht, bleiben die Themen der Menschen immer die gleichen: Solidarität, Nächstenliebe und Zusammenhalt sind auch in diesen Zeiten gefragt.
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