Das Gemälde „Der Bäcker“ des niederländischen Malers Job Berckheyde aus dem Jahre 1681 gehört zu den ersten hochrangigen Gemälden, die Teil der Museumssammlung wurden. Es zeigt eine typische Verkaufssituation: Der Bäcker steht in einer Fensteröffnung und bläst kräftig in sein Horn.
Mit dem Hornsignal teilt er seiner Kundschaft zweierlei mit: Erstens liegen jetzt die frischen Backwaren zum Kauf aus, zweitens kann nun der eigene Teig zum Backen gebracht werden.
Diese Form der Lohnbäckerei war vielerorts in den Städten üblich, da die Haushalte in der Regel nicht über einen Backofen verfügten. Auf dem ausgeklappten Fensterladen und an einer Brezelhenke sind die verschiedensten Gebäcke ausgestellt. An der Fensterlaibung rechts lehnt ein großes, ungewöhnlich geformtes Brot. Es handelt sich um ein „Duivekater“, der zu Nikolaus und Dreikönig den Kindern geschenkt wurde.
Das Motiv des Bäckerrufers war in der Holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts beliebt und wurde auch vom Berckheyde mehrfach aufgegriffen. Die in der Gluthitze des Ofens arbeitenden, vor Kraft strotzenden Handwerker galten als Teufelskerle. Ihre Kunst, aus Mehl und wenigen weiteren Zutaten nahrhaftes Brot und feines Backwerk herzustellen, wurde geschätzt und bewundert.
Besonders interessant ist jedoch, dass Job Berckheyde dem Bäcker seine eigenen Züge verlieh. Indem er sich als Bäcker abbildete, stellte sich der Maler als Handwerker dar, der wie dieser seine Werke anpreisen und verkaufen muss. Der aber auch seine Kunst beherrscht und der Kundschaft Nahrung bietet; zwar nicht die Nahrung für den Leib, aber die für den Geist und für die Sinne.
Job Berckheyde (1630-1693) lebte in Haarlem, damals eine der größten holländischen Städte, in der zahlreiche Künstler ansässig waren. Berckheyde hatte sich dort einen Namen als Genremaler gemacht; er bildete also häufig Alltagsszenen oder bestimmte Berufsgruppen ab. Dabei verbirgt sich hinter der durchaus realistischen Darstellung der Wirklichkeit eine tiefere Bedeutung, die entschlüsselt werden will.