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Die Erfindung des Backpulvers


In kleine Tütchen abgepackt, jeweils 18g für 500g Mehl, wird Backpulver zu Hause ganz selbstverständlich als Triebmittel zum Kuchenbacken verwendet. Selbst die Mengenangaben in den Rezepten lauten meist „1 Päckchen Backpulver“. Dabei handelt es sich hier um eine Erfindung, die erst im 19. Jahrhundert gemacht wurde.

Backpulver

Dr. Oetker Backpulver um 1930, Museum Brot und Kunst

Nach allem was wir heute wissen, hatte der Chemiker Justus von Liebig (1803-1873) bereits 1833 erste Versuche unternommen, das biologische Triebmittel Hefe durch ein chemisches zu ersetzen, um angesichts der regelmäßig herrschenden Brotknappheit Mehl zu sparen und die Qualität des Brotes zu verbessern.

Er ersetzte Hefe durch Natron und Salzsäure, welche die im Natron gebundene Kohlensäure freisetzte, die nun dafür sorgte, dass der Teig aufging und locker wurde.

Da der Umgang mit Salzsäure jedoch problematisch war, begann die Suche nach einem ungefährlichen Ersatz. Liebigs Schüler, Eben N. Horsford (1818-1893) gelang dieser Schritt durch die Verwendung von Calciumphosphat. Er ließ sich die Rezeptur 1856 patentieren und vertrieb gemeinsam mit dem Bonner Apotheker Ludwig C. Marquart erstmals dieses neue Backpulver.

Etwa zur selben Zeit begann in Amerika der Unternehmer George Francis Wilson in großem Stil Yeast Powder (Hefepulver) bzw. Baking Powder (Backpulver) nach dem Rezept von Liebig und Horsford für Bäckereien zu produzieren. Gerade während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865), als in Amerika die Versorgung der Bevölkerung durch die beginnende industrielle Brotherstellung gewährleistet werden musste, erwies sich das Backpulver als besonders nützlich.

Liebigs Labor

Justus Liebigs Laboratorium in Gießen, Wilhelm Trautschold, 1841
© Alamy Stock Photo

Für private Haushalte schien der Gebrauch des neuen Triebmittels dagegen zunächst eher unhandlich. Dies änderte erst August Oetker (1862-1918). Der Sohn eines Bäckers machte eine Lehre als Apotheker und studierte Naturwissenschaften. 1891 begann er in seiner Apotheke in Bielefeld Backpulver in kleinen Mengen zu verkaufen. So bestand sein Verdienst weniger in einer Weiterentwicklung des Produkts als in der Erfindung einer Marke.

Ab 1893 füllte er sein Backpulver portioniert zur Verwendung für 500g Mehl in kleine Tütchen ab und gab ihm den Namen „Backin“. Wenige Jahre später baute er bereits die erste Fabrik, begann mit der Massenproduktion und entwickelte daraus eine ganze Produktpalette für private Haushalte.

Privatlabor Dr. Oetker

Privatlabor von August Oetker in der Apotheke, 1892
© Dr. August Oetker KG

Das Backpulver gehört zu einer ganzen Reihe von Erfindungen des 19. Jahrhunderts, die zur Verbesserung der Ernährung der wachsenden städtischen Bevölkerung beitragen sollten und auch einer neuen Lebensweise Rechnung trugen. Lebensmittel sollten günstig, lange haltbar und möglichst unkompliziert in ihrer Zubereitung sein.

Und so findet das Backpulver bis heute nicht nur in privaten Haushalten Verwendung, sondern wird auch von Innungsbäckern für die Herstellung von Gebäcken verwendet, bei denen eine Lockerung mit Hefe aufgrund der Zutaten nur schwer umsetzbar ist. Dies betrifft vor allem fett- und zuckerreiche Teige und Massen, z. B. für Kuchen aus „Sandmasse“, Donuts, Muffins oder Quarkbällchen.

Der Artikel "Die Erfindung des Backpulvers" erschien am 24.2.2020 auf www.innungsbaecker.de.

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