Und so mancher Bäckermeister hat seine ganz eigene Rezeptur, die es zum Liebling von Kennern macht. Auch im Aussehen weist das neue Brot des Jahres mehr Vielseitigkeit auf als sein Vorgänger, das Bauernbrot. Ob fein gemahlen oder grob geschrotet – der Kreativität des Bäckers sind bei der Formgebung und dem Einsatz von Gewürzen wenig Grenzen gesetzt. Aber eines haben alle Roggen-Vollkornbrote gemeinsam: Die enthaltenen Mahlerzeugnisse bestehen zu mindestens 90 Prozent aus Roggen. Dieser wird samt Schale (die Kleie) und Keimling gemahlen.
Gerade dadurch, dass das Roggen-Vollkornbrot besonders viele Ballaststoffe, B-Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Eisen enthält, bringt es neben seinem wunderbaren Geschmack noch mehr Vorzüge mit sich. Es macht nämlich ziemlich lange satt. So sorgt es in unserem immer hektischer werdenden Alltag mit lauter Snack- und Fastfood-Intermezzi für etwas Ruhe und Gelassenheit. Ein willkommener Nebeneffekt für alle Ernährungsbewussten: Man nimmt dabei gut 25 Prozent weniger Kalorien zu sich als bei der gleichen Menge Weißbrot.
Dass die Wahl zum Brot des Jahres auch unter ökologischen Gesichtspunkten zu begrüßen ist, erklärt Prof. Dr. Meinolf Lindhauer, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Brotinstituts: „Mit einer verstärkten Nachfrage nach Roggen-Vollkornbrot könnte ein bemerkenswerter Beitrag zur Ausweitung der Fruchtfolge im Pflanzenbau geleistet werden, was zur Biodiversität beitragen würde.“ Steht der Roggen, nach Jahrzehnten, die er gegenüber Weizen immer weiter ins Hintertreffen geriet, nun vor einer Renaissance? Gut möglich, denn Roggen ist das genügsamere Getreide und lässt sich auch von trockenen Böden nicht abschrecken. Vor dem Hintergrund des Klimawandels kann das in Zukunft durchaus noch eine größere Rolle spielen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Wahl des Roggen-Vollkornbrotes zum Brot des Jahres 2020 ist ein toller Anlass, um gleich beim Bäcker reinzuschauen und sich von der Richtigkeit dieser Wahl zu überzeugen – ob ganz einfach mit Butter und Salz obendrauf oder mit Wurst, Käse und veganem Aufstrich.
Es lebe die Vielfalt!