Sicher kennen Sie das: Sie stehen vor der reichhaltigen Auslage Ihres Bäckers und eine Vielzahl von Leckereien lacht Sie verlockend an. Dabei fällt Ihnen plötzlich auf, dass manche Namen Ihrer Lieblingsgebäcke lustige und unerklärliche Namen haben. Sie kommen vielleicht ins Grübeln und fragen sich zum Beispiel: Warum heißt Plunder Plunder, obwohl die süßen Teilchen doch keinesfalls Plunder sind – im Sinne von „wertlose, unnütz betrachtete Gegenstände“ wie es der Duden als erste Definition formuliert?
Wie kamen Amerikaner, Boxer, Franzbrötchen, Fummel, Kaisersemmel, Kameruner, Kirschenmichel, Lerchen, Nonnenfürzle, Pumpernickel und Plunder zu ihren Namen? Hier erfahren Sie es. Wahrscheinlich erwartet sie die eine oder andere Überraschung.
Welche besonderen Spezialitäten bietet Ihre Innungsbäckerin oder Ihr Innungsbäcker in der Nähe an? Haben deren Backwaren auch besonders lustige und interessante Namen? Oder kennen Sie Ihren nächstgelegenen Innungsbäcker noch gar nicht? Dann hilft Ihnen unser Bäckerfinder weiter.
Amerikaner
Wahrscheinlich gab nicht der Kontinent oder dessen Einwohner dem Amerikaner, der feinen Backware aus Mehl, Zucker, Ei, Fett, Milch oder Wasser seinen Namen. Zwei andere Theorien sprechen mehr für den Ursprung des Namens „Amerikaner“. Der erste ist naheliegend, da es um eine Zutat geht. Das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat, welches dem Gebäck sein typisches Aroma gibt, könnte als „Abkürzung“ dem süßen Gebäck als Pate gestanden haben. Die zweite Theorie geht von der besonderen Form aus, da der Amerikaner an den sogenannten Brodie-Helm der US-Armee im Ersten Weltkrieg erinnert. In der DDR war übrigens die Bezeichnung Amerikaner bei manchen ungern gesehen und man nannte das Gebäck daher Ammonplätzchen.
Boxer
In manchen Gebieten, vor allem in Süddeutschland, werden die oben erwähnten Amerikaner auch als Boxer bezeichnet. Vermutlich bezieht sich das auf die an Boxhandschuhe erinnernden Unterseiten der Amerikaner.
Franzbrötchen
Das Franzbrötchen, das übrigens aus Plunderteig hergestellt wird und mit Zucker und Zimt gefüllt ist, stammt ursprünglich aus Hamburg und hat seine namentlichen Wurzeln in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nicht ein Mann namens Franz soll der Namensgeber sein, sondern ein „Franzmann“. Es geht zurück auf den hugenottischen Bäcker Antoine Sabatier, der als „Franzscher Bäcker“ in die Geschichtsbücher einging. Und bei ihm und seinen Nachfolgern gab es das „Franzsche Brötchen“, das – sprachlich abgekürzt – von Hamburg aus auch in anderen deutschen Orten sehr beliebt wurde.
Fummel
Bei Fummeln geht es vor allem um Spaß. Es ist ein wenig wie bei Zuckerwatte: viel Volumen und wenig Inhalt. Viel Nährwert hat die Fummel, eine Spezialität – mit geographischer Herkunftsbezeichnung aus dem sächsischen Meißen – nicht. Geformt wie ein Ballon, mit einer dünnen Hülle aus Teig, die nur mit Luft gefüllt und wohl auch der Grund für den Namen des zerbrechlichen Gebäcks ist. So berichtet eine Chronik, dass Mitte des 18. Jahrhunderts zu Ehren eines Besuchs aus dem französischen Königshaus Fummeln kredenzt worden wären. Da man zu jener Zeit am sächsischen Hof ein sächsisch geprägtes Französisch sprach, könnte sich „Fummel“ vom französischen „fumèe“ (Rauch, Dampf, Qualm) herleiten.
Kaisersemmel
Die Kaisersemmel oder auch Kaiserbrötchen genannt bietet sehr viele Möglichkeiten, woher der Name stammt. Entweder vom „Erfinder“ der mal Kaiser Friedrich III. sein soll oder ein Wiener Bäcker namens Kayser, der um 1730 Kaysersemmeln anbot. Eine andere Variante beruft sich auf Kaiser Joseph II., der von der Handwerkskunst seiner Bäcker so begeistert war, dass diese Semmeln zu Kaisersemmel „geadelt“ wurden. Es könnte sich auch auf eine sprachliche Wendung während der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph I. handeln, bei der die Bezeichnung „Kaiser“ in Verbindung mit Speisen und Getränken als höchste Steigerung gebracht wurde, wie bei Kaiserwetter. Oder es bezieht sich auf eine Spezialität des Hauses und ist eine Ableitung vom Italienischen „a la casa“.
Kameruner
Der Kameruner ist ein Berliner aus Nord-und Mitteldeutschland. Das schaut auf den ersten Blick rätselhaft aus, erklärt sich aber schnell. In den Regionen Nord- und Mitteldeutschlands gibt es dieses Gebäck, das auf gleiche Weise gebacken wird, wie Berliner oder Krapfen. Dabei wird ein längliches Teigstück eingeschnitten, ein Ende durch den Schnitt hindurchgezogen und dann erst im heißen Fett ausgebacken. Wo der Begriff genau herkommt, ist unklar. Doch er stammt aus der Zeit, als das zentralafrikanische Kamerun eine Kolonie des Deutschen Kaiserreichs war.
Kirschenmichel
Diese süße Leckerei ist eine traditionelle Süßspeise der deutschen Küche und wird vor allem in der Pfalz, Baden-Württemberg, Südbayern, Südhessen und Franken serviert. Altbackene Brötchen oder Brot werden dafür mit Butter, Milch, Ei und Zucker zu einer Teigmischung verarbeitet. Der Teig wird unter die Süßkirschen oder auch Sauerkirschen untergehoben vielleicht mit Vanille, Zimt, Mandeln oder Nelken gewürzt, als Auflauf im Ofen gebacken und noch warm als Hauptgang serviert. Woher der „-michel“ am Ende des Namens kommt, ist leider nicht überliefert.
Lerchen
Heutzutage denkt man bei Leipziger Lerchen an pastetenförmige Makronentörtchen aus Mürbeteig, die mit Marzipan und Marmelade gefüllt und mit zwei überkreuzten Teigstreifen dekoriert sind. Doch vor dem offiziellen Verbot des Vogelfangs im Leipziger Stadtgebiet 1876 galten – insbesondere zu Festtagen – die namensgebenden Singvögel als kulinarische Delikatesse. Wie gut, dass sich das geändert hat.
Nonnenfürzle
Heutzutage werden die Nonnenfürzle aus einem ähnlichen Teig wie die deutlich größeren Berliner gebacken. Jedoch gab es bereits in mittelhochdeutscher Schreibweise „nunnen-vürzelîn“ aus Pfefferkuchenteig. Im Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm werden die Nonnenfürzlein als „ein in nonnenklöstern übliches pfeffernuszartiges gebäck“ beschrieben. Doch statt eines namensgebenden Pups erscheint den beiden Sprachforschern das Wort Füllung vom französischen „Farce“ viel näher. Also geht es bei Nonnenfürzle um gefülltes Gebäck nach Art der Nonnen.
Plunder
Da dieses Gebäck fluffig leicht wie Blätterteig ist, liegt es nah, dass der Begriff von pludern (aufgehen, lockern) kommt und nichts mit unnützem Plunder zu tun hat. Ganz im Gegenteil: Plunderstücke zählen zu den feinen Backwaren. Jedoch wird im Unterschied zum Plunderteig beim Blätterteig keine Backhefe verwendet. Aus Plunderteig werden neben den bereits erwähnten Franzbrötchen auch Quarktaschen, Puddingschnecken, Kopenhagener, Nusskipfel, Bamberger, Croissants oder Pains au chocolat gebacken.
Pumpernickel
Ursprünglich bezeichnete man mit „Pumpernickel“ grobschlächtige Menschen, quasi als „den grob-dümmlichen Nikolaus“. Eine andere, eher legendäre Theorie weist auf die Zeit Napoleons hin. Dessen Soldaten fanden keinen großen Gefallen an diesem westfälischen Brot und straften es als Pferdefutter ab. Pumpernickel sei nur „bon pour Nickel“ – also gerade gut genug für Napoleons Pferd Nickel.
Das Pumpernickel-Brot galt zwar für Jahrhunderte als ein einfaches Arme-Leute-Vollkornbrot, doch betrachtet man es heute als leckere Brot-Spezialität aus Nord-Westdeutschland, das auch in die erlesene Küche passt. Unter seinem ehemaligen Spottnamen erlangte der Pumpernickel auch internationale Bekanntheit. Im Ausland gilt Pumpernickel sogar als typisch deutsches Brot.
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