Das Örtchen Mudau im Odenwald hat gerade mal knapp 5.000 Einwohner, doch einen der umtriebigsten Bäcker Deutschlands: Siegfried Brenneis. Der 50-Jährige ist Vollblutbäcker – und das nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch an Feiertagen, im Urlaub und an Wochenenden.
Nach seiner Bäckerlehre, die er 1983 mit der Gesellenprüfung abschloss, blieb Siegfried Brenneis wissbegierig und bildete sich stets weiter. Erst zum Bäcker- und Konditormeister, zum Betriebswirt des Handwerks, dann zum sensorischen Sachverständigen von Brot/Brötchen und Feinen Backwaren der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Um mit den neuesten Entwicklungen in Sachen gesunder Ernährung Schritt halten zu können, studierte er zudem auf Ernährungsberater im Bäckerhandwerk. Doch was motiviert den Bäcker, um stetig immer einen Schritt weiter zu gehen?
Ich mag meinen Beruf und habe Lust auf Neues. Dieser Drang führte bei mir dann ganz automatisch dazu, immer mal wieder über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Siegfried Brenneis ist also ein Allround-Talent und fachlich bestens aufgestellt. Doch das ist für ihn kein Grund, kürzer zu treten: Neben seiner Arbeit für die Bäckerei Münkel in leitender Position besucht er in seiner Freizeit weiterhin Kurse, gibt Fortbildungen für andere Bäcker, sitzt als Jury-Mitglied in mehreren Gremien und engagiert sich als Mitglied des Landesfachausschusses in Baden-Württemberg für die Ausbildung von Bäckerlehrlingen.
Doch sein Herz gehört nicht nur der Backstube, sondern auch der Bühne. Und sein jahrelanges Training zahlt sich aus: Der 50-Jährige wurde auf Show-Baking-Events bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Bronze-Medaille bei der Bäcker-Europameisterschaft 2006 und Goldmedaillen bei Brot- und Stollenprüfungen. Außerdem ging er 2008 als Sieger aus dem Bread-Cup in Rimini und 2012 aus dem iba-Cup in München in der Kategorie Brot hervor. Damit nicht genug: Er gewann dreimal den Stollenoskar, zweimal den Roggen-Grand-Prix und sechsmal die Goldmedaille beim Schwarzwälder-Kirsch-Wettbewerb.
Brenneis‘ berufliche Karriere machte ihn weit über die Grenzen des Odenwaldes bekannt. Als Botschafter repräsentiert er seit 2014 die Schwarzwälder-Kirschtorte und wurde als erster Deutscher auf der Messe Europain zum Ambassadeur du Pain, zum Botschafter des Brotes, gekürt. Eine große Ehre für den Odenwäldler, der sich selbst jedoch eher als Team-Mensch sieht. Auch deshalb ist Siegfried Brenneis auf eine Leistung besonders stolz: Seit 2008 ist er Mitglied der Bäcker-Nationalmannschaft, seit 2009 ihr Teamkapitän. Gemeinsam haben er und seine Teamkollegen schon viele internationale Wettbewerbe bestritten und gewonnen.
Doch wie schafft der 50-Jährige das alles? Siegfried Brenneis zieht seine Kraft und seine Ideen aus seiner Zeit zu Hause. „Meine Frau und meine Töchter unterstützen mich, wo sie nur können. Ohne das Organisationstalent meiner Frau ginge zum Beispiel gar nichts. Auch wenn ich viel unterwegs bin, war mir eines immer wichtig:
Wenn ich bei meiner Familie bin, dann zu 100 Prozent.
Und allen internationalen Erfolgen zum Trotz ist Siegfried Brenneis stark in seiner Heimat Mudau verwurzelt. Der Bäckermeister setzt sich für karitative Aktionen vor Ort ein. So hat er etwa sein Preisgeld vom Gewinn des Bread-Cup in Rimini an zwei Organisationen gespendet.
Das Angenehme an Siegfried Brenneis ist: Trotz seines beruflichen Erfolgs ist er immer bodenständig geblieben. Vom guten Ruf und der Expertise des Bäckermeisters profitiert letztlich auch sein Arbeitgeber, die Bäckerei Münkel. Der Traditionsbetrieb existiert bereits seit mehr als hundert Jahren und ist damit ein Beispiel für gelebte Bäckerkultur: Denn Brenneis und seine Kollegen legen viel Wert darauf, diese tiefe regionale Verbundenheit auch in ihren Backwaren zu zeigen. Dazu verwenden Sie nur Rohstoffe aus der Region. In Mudau werden die Bürger also gleich doppelt verwöhnt – mit Brötchen vom Bäckerweltmeister und regionalen Produkten.