Von Amerikanern bis Nonnenfürzle
Kuriose Namen deutscher Backwaren und ihre Ursprünge
Die deutsche Brotkultur bietet über 3.000 Brotsorten – so viele, wie nirgends sonst auf der Welt. Kein Wunder, gibt es unter den Backwaren auch kuriose Bezeichnungen. Woher haben „Plunder“ ihre Namen – obwohl sie sicher nicht „wertlos“ sind? Was hat es mit Amerikanern, Franzbrötchen und Nonnenfürzle auf sich? Hier gibt’s Antworten zu den kuriosen Namen deutscher Backwaren.

Warum der Amerikaner „Amerikaner“ heißt
Der Name des Gebäcks stammt wohl nicht vom Kontinent, sondern möglicherweise vom Triebmittel Ammoniumhydrogencarbonat, kurz „Ammon“, das für das Aroma sorgt. Eine weitere Theorie sieht die Form als Namensgeber – ähnlich dem Brodie-Helm der US-Armee im Ersten Weltkrieg. In der DDR hieß das Gebäck auch „Ammonplätzchen“.
Boxer: Die Amerikaner in Süddeutschland
Mancherorts, vor allem in Süddeutschland, werden die erwähnten Amerikaner auch als „Boxer“ bezeichnet. Vermutlich bezieht sich das auf die an Boxhandschuhe erinnernden Unterseiten der Amerikaner.
Franzbrötchen: Hamburger Zimtspezialität mit französischem Ursprung
Das Hamburger Franzbrötchen aus Plunderteig, Zucker und Zimt hat seine Wurzeln in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Namensgeber soll der hugenottische Bäcker Antoine Sabatier sein, damals sprachlich abgekürzt ein „Franzmann“. Von ihm stammt das „Franzsche Brötchen“, ein Vorläufer des heutigen Klassikers.
Meißner Fummel: Das zerbrechlichste Gebäck Deutschlands
Fummeln sind luftgefüllte, zerbrechliche Gebäckkugeln. Angeblich wurden sie im 18. Jahrhundert einem Gast aus dem französischen Königshaus gereicht. Der Name leitet sich daher womöglich vom französischen „fumée“ für „Dampf“ ab. Bei Meißner Fummeln geht es um Spaß: Das Gebäck hat viel Volumen und wenig Inhalt, ähnlich der Zuckerwatte.
Kaisersemmel: So kam das Kaiserbrötchen zu seinem Namen
Zur „Kaisersemmel“ gibt es viele Theorien. Manche sagen, ihr Name stamme vom Erfinder, der Kaiser Friedrich III. oder ein Wiener Bäcker Kayser gewesen sein könnte. Andere sagen, Kaiser Joseph II. habe die Semmeln „geadelt“. Es könnte aber auch eine sprachliche Steigerung sein, wie „Kaiserwetter“, oder eine Spezialität des Hauses – „a la casa“.
Kameruner: Gebäck mit kolonialer Namensgeschichte
Der Kameruner ist ein in Nord- und Mitteldeutschland verbreitetes Gebäck, das dem Berliner ähnelt. Ein längliches Teigstück wird eingeschnitten und in heißem Fett ausgebacken. Wo der Begriff genau herkommt, ist unklar. Vermutlich stammt er aus der Kolonialzeit, als Kamerun Teil des Deutschen Kaiserreichs war.
Kirschenmichel: Der fruchtige Brotauflauf aus Süddeutschland
Der Kirschenmichel ist ein Kirschauflauf aus altbackenen Brötchen, Butter, Milch, Ei und Gewürzen. Die traditionelle Süßspeise wird vor allem in der Pfalz, Baden-Württemberg, Südbayern, Südhessen und Franken serviert. Woher der „-michel“ am Ende des Namens kommt, ist nicht überliefert.
Leipziger Lerchen: Wie ein Singvogel dem Gebäck seinen Namen gab
Bis 1876 galten Singvögel als Delikatesse, insbesondere zu Festtagen. Heute sind Leipziger Lerchen pastetenförmige Makronentörtchen aus Mürbeteig, Marzipan und Marmelade – zum Glück ohne Vogel.
Nonnenfürzle: Süße Spezialität aus dem Kloster
Nonnenfürzle sind kleine, frittierte Bällchen, die den größeren Berlinern ähneln. Ihr Name stammt nicht vom Pups, sondern wohl vom französischen „farce“ für „Füllung“. Im Mittelalter hieß das Gebäck „nunnen-vürzelîn“ und bestand aus Pfefferkuchenteig. Die Gebrüder Grimm beschrieben es als „in nonnenklöstern übliches pfeffernuszartiges gebäck“.
Plunder: Warum Plundergebäck alles andere als wertlos ist
Plunderstücke sind fluffig wie Blätterteig. Ihr Name stammt von „pludern“ für „lockern“. Plunderteig enthält, anders als Blätterteig, Hefe. Es ist ein Gebäck mit Substanz und zählt zu den feinen Backwaren. Damit werden etwa Franzbrötchen, Quarktaschen, Puddingschnecken oder Croissants hergestellt.
Pumpernickel: Die wahre Herkunft des dunklen Roggenbrots
„Bon pour Nickel“ – „Nur gut für Napoleons Pferd Nickel“: Der Name des westfälischen Pumpernickel-Brotes galt einst als Spottbezeichnung. Napoleons Soldaten straften das dunkle Roggenbrot als Pferdefutter ab. Galt es über Jahrhunderte als Arme-Leute-Vollkornbrot, ist es heute eine geschätzte Spezialität.
Welche kuriosen Backwaren bietet der Innungsbäcker um die Ecke? Nichts wie hin, staunen und genießen. Wo der nächste Innungsbäcker ist, zeigt der Bäckerfinder.


Welche kuriosen Backwaren bietet der Innungsbäcker um die Ecke? Nichts wie hin, staunen und genießen. Wo der nächste Innungsbäcker ist, zeigt der Bäckerfinder.
