Auf der Bäckerwalz
Comeback der traditionellen Wanderschaft
Die Bäckerwalz erlebt ein Comeback. Statt nach der Ausbildung sofort sesshaft zu werden, entscheiden sich viele junge Bäckergesellen für die Bäckerwalz – die jahrhundertealte Tradition der Gesellenwanderschaft. Auf einer mehrjährigen Reise durch Deutschland und die Welt arbeiten sie in verschiedenen Betrieben, lernen neue Techniken und blicken über den Tellerrand.

Was ist die Bäckerwalz?
Die Bäckerwalz ist Teil der traditionellen Handwerker Walz und reicht zurück bis ins Mittelalter. Schon damals zogen Gesellen verschiedener Handwerksberufe nach ihrer Ausbildung durch das Land, um Berufserfahrung zu sammeln und ihr Wissen zu erweitern. Die Wanderschaft dauert in der Regel drei Jahre und einen Tag.
Indem sich junge Bäckergesellen entscheiden, auf die Walz zu gehen, setzen sie nicht nur diese alte Tradition fort. Sie verleihen dem Bäckerhandwerk zudem eine besondere Tiefe und Würde.
Voraussetzungen für die Bäckerwalz
Wer auf Wanderschaft als Bäcker gehen will, muss bestimmte Kriterien erfüllen. Man muss unter 30 Jahre alt, ledig und schuldenfrei sein und über einen Gesellenbrief im Bäckerhandwerk verfügen. Zudem dürfen die Gesellen während der Walz keinen Wohnsitz im Umkreis von 50 km zum Heimatort haben. Weitere Informationen gibt es hier.

Kluft, Ausrüstung und Traditionen
Die Wandergesellen tragen eine Kluft mit kariertem Muster. Mit dabei haben sie immer einen „Charlottenburger“, also ein Leinentuch zum Verpacken des Gepäcks, einen „Stenz“, das ist ein gedrehter Wanderstock, sowie Kleidung und einen Schlafsack.
Die Walz ist bewusst minimalistisch und entschleunigt. Smartphones, Laptops und modernes Reise-Equipment bleiben zuhause. Um mit den Gepflogenheiten der Bäckerwalz klarzukommen, werden die Wandergesellen zu Beginn von einem erfahrenen Exportgesellen begleitet. Dieser führt sie in die Bräuche, Regeln und Sprache der Bäckerwalz ein.



Arbeiten auf der Bäckerwalz: Lernen durch Erfahrung
Während der Bäckerwalz arbeiten Gesellen in unterschiedlichen Backbetrieben in Deutschland und international. Dabei sammeln sie wertvolles Wissen, das weit über die Ausbildung hinausgeht: vor allem Handwerkstechniken, regionale Spezialitäten, die Arbeit in wechselnden Teams. Darüber hinaus wachsen sie auch persönlich.

Lohn, Unterkunft und Verpflegung
Auf der Bäckerwalz erhalten Gesellen den üblichen Lohn. In den meisten Betrieben gibt es zusätzlich kostenlose Mahlzeiten und eine einfache Unterkunft, etwa im Lagerraum oder Gästezimmer. Auch Privatpersonen unterstützen Wandergesellen oft mit Essen oder Schlafplätzen.
Warum Gesellen auf die Bäckerwalz gehen sollten
Wer als Bäckergeselle auf die Walz geht, investiert nicht nur in seinen Beruf, sondern in seine Persönlichkeit. Diese alte Tradition vermittelt Werte, Austausch und Lernen auf Augenhöhe – fernab von Digitalisierung und Schnelllebigkeit.
Zudem ist die Wanderschaft oft ein Karrieresprungbrett: Gesellinnen und Gesellen, die auf der Walz waren, erhalten etwa Rabatte an Fachschulen wie der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk.




FAQs:
Die Bäckerwalz ist die Wanderschaft von Bäckergesellen nach der bestandenen Gesellenprüfung. Ihr Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln und das Bäckerhandwerk in verschiedenen Regionen und Ländern zu lernen.
Die Dauer beträgt drei Jahre und einen Tag.
Nein, es gibt keine zentrale Anlaufstelle für Organisation oder Anmeldung. Die Bäckerwalz ist frei organisiert, oft mit Hilfe von Zünften oder durch die Begleitung erfahrener Wandergesellen.
In der Regel reisen die Bäckergesellen während der Walz zu Fuß oder per Anhalter. Wichtig sind bequeme Schuhe und die Offenheit für das Abenteuer Bäckerwalz.