Brot und Bier
Wie im Mittelalter Bier aus Brot gebraut wurde
Brot und Bier teilen mehr als nur ihre Grundzutaten. Ihre Geschichte ist eng verwoben. Was viele nicht wissen: Schon im Mittelalter wurde Bier aus Brot gebraut. Wie entwickelte sich Bier aus Brot? Was haben Brot und Bier mit den Märchen der Gebrüder Grimm zu tun? Hier gibt’s die Antworten.

Backen und Brauen: Zwei Handwerke, eine Basis
Das Back- und das Brauhandwerk haben dieselbe Basis: Getreide, Wasser und Hefe. Besonders die Hefe verbindet sie. Kleiner Unterschied: Zum Bier gehört noch Hopfen, zum Brot das Salz. Während die Brauer heute auf das Reinheitsgebot schwören, orientieren sich viele Bäcker am traditionellen Holzofenbrot – mit eben diesen Zutaten: Wasser, Getreide, Hefe und Salz.
Brot und Bier: Eine gemeinsame Geschichte
Die Verbindung von Brot und Bier reicht Jahrtausende zurück – bis in die Zeit, als Menschen sesshaft wurden und begannen, Felder zu bestellen. Für die Ernährung unserer Vorfahren wurde das Getreide immer wichtiger. Im Mittelalter dann diente halbfertig gebackenes Brot als Grundlage für das Brauen von Bier.


Entdeckungen und Zufälle rund ums Getreide
Die Menschen erkannten, dass Getreide zerkleinert besser zu verarbeiten war und für den menschlichen Körper bekömmlicher ist, als ganze Körner. Sie vermengten gequetschte oder zerriebene Getreidekörner mit Wasser zu Brei und machten die ersten Schritte zur Brotherstellung.
Wie aus Brot auch Bier wurde
Wurde Teig nicht schnell genug verarbeitet, gelangten Hefepilze über die Luft hinein und setzten eine Gärung in Gang. Mit wenig Wasser wurde Brei zu Brot. Wurde Wasser hinzugefügt, entstand eine Art Ur-Bier. Davon wollte man mehr.
Zum Hintergrund: Backen und Brauen waren damals eine eher mystische Angelegenheit. Die Gärung, die fürs Backen und Brauen wichtig ist, setzte zufällig und spontan ein – ohne Wissen über Hefekulturen.
Zuerst wurde gebacken, dann gebraut
Da die Brotmenge eines Backtag meist für die ganze Woche reichte, behielt man eine Extra-Portion zurück und nutzte sie für das Bierbrauen. Dieser Teig wurde nur halbgar gebacken – gerade lange genug, dass die enthaltenen Getreidekörner aufbrachen. Die Hefepilze konnten sodann die Gärung beginnen, und das halbgare Brot wurde fürs Bierbrauen weiter genutzt.
So entstand echtes Bier aus Brot. Heute noch lassen sich Bierrezepte finden, die auf Brotresten basieren.

Schon Rumpelstilzchen rief: „Heute back ich, morgen brau ich …“
Die enge Beziehung von Brot und Bier zeigt sich nicht nur im Handwerk, sondern auch im Märchen. Die handwerkliche Reihenfolge „erst backen, dann brauen“ schaffte es in ein Zitat von Rumpelstilzchen im gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm.
Darin poltert Rumpelstilzchen: „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“ Das zeigt, wie zutiefst verwurzelt das Bäcker- und Brauerhandwerk in der deutschen Kultur sind.
Vom Brot zum Bier: Wissenswertes aus Kultur & Geschichte
Wer tiefer in die Verbindung von Brotkultur und Brauhandwerk eintauchen will, sollte das Museum Brot und Kunst in Ulm besuchen oder das Buch „Heute back ich, morgen brau ich“ lesen.

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