Die Erfindung des Backpulvers
Wie eine chemische Idee die Backkultur veränderte
Backpulver ist aus Küchen kaum wegzudenken. In fast jedem Backrezept findet sich der Hinweis: „1 Päckchen Backpulver für 500g Mehl“. Doch kaum jemand weiß, dass es eine relativ junge Erfindung ist. Die Entwicklung des Backpulvers revolutionierte nicht nur das Backen, sondern beeinflusste maßgeblich die Ernährung einer ganzen Bevölkerung.

Backpulver ist alltäglich, aber wenige kennen die Ursprünge
Ob Rührkuchen, Muffins oder Donuts: Backpulver sorgt als Triebmittel für lockeren Teig. Seine unkomplizierte Anwendung hat es zu einem unverzichtbaren Bestandteil der modernen Backkultur gemacht. Die Ursprünge des Backpulvers liegen jedoch in einer ganz anderen Zeit: im frühen 19. Jahrhundert, als Brotknappheit herrschte und Wissenschaftler nach Alternativen für Hefe suchten.
Die revolutionäre Geschichte des Backpulvers
Der deutsche Chemiker Justus von Liebig entwickelte die Grundidee eines chemischen Triebmittels. Er wollte Brotteig zuverlässig und unabhängig von biologischen Gärprozessen aufgehen lassen und experimentierte 1833 mit chemischen Hefe-Alternativen. Er ersetzte Hefe durch Natron und Salzsäure, welche die im Natron gebundene Kohlensäure freisetzte. Zwar funktionierte die chemische Reaktion, aber sie war wenig praktikabel im Haushalt. Schließlich ist der Umgang mit Salzsäure gefährlich.

Wer hat Backpulver erfunden?
Eben Norton Horsford, ein Schüler Liebigs, setzte anstelle von Salzsäure auf Calciumphosphat. Das war eine sichere Lösung, die er sich 1856 patentieren ließ. Gemeinsam mit dem Bonner Apotheker Ludwig C. Marquart brachte Horsford das erste gebrauchsfertige Backpulver auf den Markt. 1856 gilt seither als das offizielle Patentjahr für modernes Backpulver.

Die Entwicklung des Backpulvers bis heute
Vom Labor zum Weltmarkt: Bald nach Horsfords Patent begann in den USA der Unternehmer George Francis Wilson, „Baking Powder“ nach dem Rezept von Liebig und Horsford im großen Stil für Bäckereien zu produzieren. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 bewährte sich das Backpulver als Bestandteil der industriellen Brotherstellung.
Der Bielefelder Bäckersohn und Apotheker Dr. August Oetker wiederum revolutionierte 1891 den Haushaltsgebrauch von Backpulver. Er verkaufte es portionsweise abgepackt und dosiert für 500g Mehl unter dem Markennamen „Backin“. Wenige Jahre später baute er bereits die erste Fabrik, begann mit der Massenproduktion und entwickelte eine ganze Produktpalette für private Haushalte.
Wie funktioniert Backpulver?
Backpulver ist ein chemisches Triebmittel, das bei Kontakt mit Flüssigkeit und Hitze Kohlendioxid freisetzt. Die entstehenden Gasbläschen lockern den Teig auf. Im Gegensatz zur Hefe, die auf Gärprozesse setzt, wirkt Backpulver sofort. Diese Eigenschaft macht es ideal für schnelles Backen, für die industrielle Lebensmittelproduktion sowie für fett- und zuckerreiche Teige, bei denen Hefe wenig Wirkung zeigt.
Backpulver besteht typischerweise aus Natriumhydrogencarbonat, etwa Natron, einer Säurekomponente sowie einem Trennmittel, etwa Stärke, das Feuchtigkeit bindet.
Bedeutung des Backpulvers für die heutige Ernährung
Die Erfindung des Backpulvers war mehr als nur ein technischer Fortschritt. Sie veränderte die Art, wie Menschen backen – schnell, zuverlässig, unabhängig von biologischen Prozessen. Es gehört zu einer ganzen Reihe von Erfindungen des 19. Jahrhunderts, die zur Verbesserung der Ernährung der wachsenden städtischen Bevölkerung beitragen sollten und auch einer neuen Lebensweise Rechnung trugen. Lebensmittel sollten günstig, lange haltbar und möglichst unkompliziert in der Zubereitung sein. So findet das Backpulver bis heute in vielen privaten Haushalten Verwendung.
Manchmal wird Backpulver auch von Innungsbäckern verwendet – zum Beispiel für Gebäcke, bei denen eine Lockerung mit Hefe nur schwer gelingen kann. Das betrifft vor allem fett- und zuckerreiche Teige und Massen, etwa Kuchen aus „Sandmasse“, Donuts, Muffins oder Quarkbällchen.
FAQ zum Backpulver
Wie funktioniert Backpulver?
Backpulver setzt beim Kontakt mit Flüssigkeit und Hitze Kohlendioxid frei, das den Teig lockert. Es enthält Natron, eine Säurekomponente und ein Trennmittel.
Wer hat Backpulver erfunden?
Justus von Liebig entwickelte 1833 eine erste chemische Alternative zur Hefe. Sein Schüler Eben N. Horsford entwickelte diese weiter und ließ seine Mischung 1856 patentieren. Der Bäckersohn August Oetker machte Backpulver 1891 haushaltsfähig.
Was ist der Unterschied zwischen Backpulver und Natron?
Backpulver enthält Natron sowie weitere Bestandteile. Natron allein braucht eine zusätzliche Säure im Teig, um zu wirken.